3D-Drucker kommen in der Industrie z.T. schon seit vielen Jahren zum Einsatz. Eine öffentliche Wahrnehmung für die Technologie entstand jedoch erst in den letzten Jahren. Besonders seit 2012 steigt das Interesse am 3D Druck rasant, was auch durch die Entwicklung der Suchvolumina bei Google zum Thema zu belegen ist:

3D Drucker und ihr Weg in die Öffentlichkeit

Mittlerweile werden 3D Drucker nicht mehr nur in Fachzeitschriften besprochen, sondern verstärkt Teil der Berichterstattung in zahlreichen auflagenstarken Zeitungen und Publikumszeitschriften. Schon längst haben massenwirksame Publikationen wie die Bild oder der Spiegel das Thema für sich entdeckt und berichten regelmäßig, sowohl online wie auch in ihren Print-Produkten. Und auch im Fernsehen widmet man sich der Technologie. So hat unter anderem die beliebte und allseits bekannte „Die Sendung mit der Maus“ schon gezeigt, wie sich ein (Miniatur-)Auto drucken lässt. Zahllose weitere Seiten und Artikel im Internet müssen gar nicht zusätzlich erwähnt werden, dieses sehen Sie immerhin bereits am Beispiel unserer Webseite…

Für das Aufkommen des Themas sind maßgeblich ausgelaufene Patente verantwortlich. Durch wegfallende Lizenzkosten sind in den letzten Jahren erstmals auch für Privatpersonen bezahlbare 3D Drucker auf dem Markt gekommen. Und mit ihnen entstanden allerhand interessante Experimente und Ausdrucke, so spektakulär („Waffe aus dem 3D Drucker“), dass sie sich dankbar für aufmerksamkeitsstarke Nachrichten eignen. Die entscheidende Frage ist, ob es sich dabei nur um einen kurzfristigen Hype handelt oder ob sich tatsächlich die Meinungen durchsetzen, die dem 3D Druck das Potential für eine neue industrielle Revoluton prophezeien.

Spielzeug oder ernsthafte wirtschaftliche Bedeutung?

Unbestritten lassen sich viele „Hobby-Arbeiten“ aus 3D Druckern spektakulär anzusehen, deshalb finden sie auch einen breiten Widerhall in der Berichterstattung. Gleichzeitig muss gesehen werden, welch erheblicher Arbeitsaufwand hinter diesen Arbeiten steht. Insofern handelt es sich in den meisten Fällen mehr um eine Freizeitbeschäftigung und nettes Spielzeug für Hobbywerkler. Der tatsächliche Aufwand-Nutzen-Faktor steht noch selten in einem positiven Verhältnis.

Anders die Situation in der Industrie. Hier wird – mit ungleich teureren und besseren Geräten – der 3D Druck schon seit längerer Zeit produktiv eingesetzt. Insbesondere beim sogenannten Rapid Prototyping, dem schnellen Modellbau aus CAD-Konstruktionsdaten hat sich der 3D Druck bereits zu einem etablierten Verfahren entwickelt.

Inwieweit sich Vorhersagen zu einer industriellen Revolution jedoch bewahrheiten, bleibt abzuwarten. Der Einsatz im Rahmen der Prototyp-Herstellung beschränkt sich auf einen überschaubaren Anwendungsbereich. Richtig ernst würde es, wenn 3D Drucker bisherige Produktionsverfahren substituieren könnten. Dagegen sprechen aus heutiger Sicht jedoch noch einige Punkte, wie unsere folgende Übersicht zeigt, in der wir nochmals die wichtigsten Punkte zusammengetragen haben, die aus unserer Sicht für bzw. gegen eine wachsende Bedeutung der 3D Druck Technik sprechen:

  • Preisentwicklung

    Die Kosten für 3D Drucker sind insbesondere in den vergangenen Jahren massiv gesunken. Einstiegsmodelle für den Privatgebrauch haben inzwischen die 1000 Euro Grenze nach unten durchbrochen. In naher Zukunft laufen weitere Patente für 3D Druck Verfahren aus, sodass mit einer weiteren Qualitätsverbesserung der angebotenen 3D Drucker gerechnet werden kann.

  • Neue Materialien

    Heute wird vorzugsweise aus einem homogenen Plastikmaterial gedruckt. Schon heute zeichnet sich jedoch der Trend zu vielfältigeren Werkstoffen (Metall, Keramik, z.T. sogar experimentelle mit Schokolade etc.) und einer Mischung der verschiedenen Materialien in einem einzigen Druckvorgang ab, sodass auch komplexere Gegenstände (wie z.B. eine Zahnbürste) aus dem 3D Drucker keine Utopie mehr sind.

  • Ungeahnte Möglichkeiten

    Der 3D Druck kann nicht nur genauso gut sein, wie herkömmliche Produktionsverfahren. In manchen Bereichen schafft er völlig neue Möglichkeiten, bisher undenkbare Konstruktionen werden auf einmal möglich. Paradebeispiel für den praktischen Nutzen sind z.B. neue Möglichkeiten  im Leichtbau, durch den erhebliche Gewichtseinsparungen ermöglicht werden.

  • Materialkosten und Zeitaufwand

    Vorhersagen für eine neue industrielle Revolution sehen den 3D Druck als eine Technologie, die nicht nur für die individuelle und häufig einmalige Prototyp-Herstellung sondern auch in der Massenfertigung zum Einsatz kommt. Zumindest bei letzteren muss heute an dieser Stelle noch ein dickes Fragezeichen stehen. Hindernisse sind hier insbesondere die Materialkosten, aber vor allem der erhebliche Zeitaufwand beim additiven Druckprozess. Ob dieser Nachteil gegenüber konventionellen Massenherstellungsverfahren kurz- und mittelfristig aufgeholt werden kann, erscheint mehr als fraglich.

  • Urheberrecht

    Urheberrecht, Copyright, Patentschutz – Themen mit denen auch der 3D Druck konfrontiert wird. Zwar sind Ausdrucke nicht zwangsläufig davon betroffen, aber speziell wenn es über das private Exemplar hinausgeht wird es oft knifflig. Mehr dazu unter Risiken & Nebenwirkungen.

  • Gesundheitsrisiken

    Laut einer aktuellen Studie sind 3D Drucker für eine erhöhte Belastung mit ultrafeinen Partikeln verantwortlich, die wiederum im Verdacht stehen Gesundheitsprobleme auszulösen. Bislang ist diese Thematik jedoch noch wenig erforscht, sodass seriöse Einschätzungen nicht möglich sind. Zudem sollte sich die Problematik bei professionellen Systemen mit automatischem Luftabzug etc. lösen lassen.

Bereicherung: Ja – Ersatz: Vorerst nicht

Fazit aus Pro und Kontra: Der 3D Druck bietet vielfältige, z.T. auch neue Möglichkeiten. Seine Stärken kann er vor allem bei kleinen Stückzahlen und stark individualisierten Anfertigungen ausspielen. Bevor die Technologie insbesondere im Bereich der Massenfertigung andere Herstellungsverfahren ersetzen kann ist jedoch noch ein langer Weg zu gehen. Die Prophezeiung einer dritten industriellen Revolution erscheint daher – Stand heute – zu hoch gegriffen.